Portrait Wayne Gardner: Vom MotoGP-Profi zum Racing Dad: Wayne Gardner (2024)

Portrait Wayne Gardner

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Vom MotoGP-Profi zum Racing Dad: Wayne Gardner

Inhalt vonPortrait Wayne Gardner: Vom MotoGP-Profi zum Racing Dad: Wayne Gardner (1)

Wayne Gardner war Australiens erster wilder Weltmeister in der Königsklasse. Knapp zwei Jahrzehnte nach seinem Rücktritt will er seine Söhne zu GP-Stars von morgen machen.

Mat Oxley

20.07.2011

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Foto: Gold & Goose

Mein Leben dreht sich im Kreis", lacht Wayne Gardner und blickt von seiner Terrasse mit Pool hoch über der Klippe hinaus auf die See nördlich von Sydney. "Ich steh wieder am Anfang, da wo ich vor 30 Jahren schon einmal war. Außer, dass es nicht darum geht, selbst in die Gänge zu kommen, sondern die Karriere meiner Kinder ins Rollen zu bringen."

Gardner war Australiens erster GP-Star, der erste 500er-Champion von Down Under. Geboren in der Industriestadt Wollongong, kam er zufällig zum Motorradfahren, finanzierte seine ersten Racer-Schritte mit Hilfsjobs auf dem Bau und begann seine Europa-Karriere mit dem Schlafsack in einem rostigen Auto.

Wie sich das zu heute unterscheidet! Gardner verbringt einen Großteil seiner Woche damit, seine Söhne Remy (13) und Luca (11) auf die Siegerstraße zu bringen. Wie viele tausend andere Racer-Väter macht er alles für die Kids. Er ist ihr Mentor, Mechaniker, Team-Manager und, na klar, Sponsor. In diesem Jahr wird Remy seine erste Saison in Europa bestreiten. Immer mit Papa Wayne an seiner Seite reist der Teenager jedes Mal von Sydney nach Spanien, wo der 13-Jährige im namhaften Metrakit-125-Cup für das etablierte Monlau-Team startet, während er in seiner Heimat Straßen- und Dirt-Track-Rennen mit Bruder Luca im Team Gardner fährt.

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Wayne Gardner mit seinen Söhnen Remy und Luca, für die er gern den Mechaniker macht, wie an Remys 80er-Moriwaki.

"Ich hab Spaß am Racing-Dad-Dasein, aber auch immer Angst, dass sie sich verletzen. Wenn sie stürzen, dreht es mir jedes Mal den Magen um. Aber ich zwinge sie zu nichts. Eigentlich brems ich sie ganz schön ein. Der ganze Antrieb kommt von den beiden selbst. Remy träumt von einer professionellen Karriere zunächst auf 125ern und dann 600ern. Als er das erste Mal Rennluft schnuppern durfte, sagte er zu mir: "Dad, ist das abgefahren."

Jetzt will er nichts anderes mehr. Luca ist jünger und hat noch andere Interessen, spielt Didgeridoo, Klavier und Basketball", sprudelt es aus Wayne Gardner nur so heraus. "Meine Woche sieht so aus: Montags lade ich die Bikes vom Wochenende aus, putze sie und lagere sie ein. Dienstags, mittwochs und donnerstags kümmere ich mich ums Geschäftliche und bereite die Rennen vor. Freitags lade ich alles wieder ein und los geht´s. Dieses Jahr wird es nochmal etwas intensiver, denn Remy und ich werden zehn Mal nach Europa fliegen." Ruhestand ist anders. "An den Maschinen arbeiten, sie schneller machen, ist toll. Ich bringe 30 Jahre Erfahrung mit. Aber am meisten kümmere ich mich um ihren Fahrstil, wie sie es angehen und die mentale Seite. Meine Frau Toni stoppt die Rundenzeiten und hilft hinter den Kulissen - eine echte Familienangelegenheit."

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Der Champ mit Frau Toni und den Söhnen Remy und Luca.

Gardner ist überzeugt, dass Remy echtes Talent besitzt. "Als ich Rennen fuhr, passierte das im Hauruck-Verfahren. Er dagegen geht sehr analytisch ran. Ich schau mir das an und bin echt beeindruckt. Er ist so konzentriert und wird immer schneller und schneller. Wir haben uns für die Rennen in Spanien entschieden, denn hier in Australien ist die Straßenrennerei zur Zeit echt am Boden. Sieh dir all die Spanier mal an! Den Weg gilt es zu gehen."

Gardners eigener Weg war weitaus unorganisierter. "Einer meiner Kumpels hatte ein Go-Kart, also hab ich meinen Vater genervt, mir auch eines zu kaufen. Er besorgte aber einen Rasenmäher, nahm den Motor raus und schweißte einen Rahmen dafür zusammen. Ich bin mit meinem Kumpel über die örtlichen Schrottplätze geschlichen. Wir haben Kupfer und Messing aus den alten Trucks geklaut, es wieder eingetauscht und mit dem Geld den Sprit für die Karts gekauft. Eines Tages haben wir auf dem Schrottplatz dieses Motorrad halb aus dem ganzen Schutt ragen sehen. Für fünf Dollar durften wir es mitnehmen, jeder legte 2,50 hin und wir schleppten es heim. Unsere Väter haben das Ding dann tatsächlich flott gemacht und so fing ich mit 14 mit dem Motorradfahren an."

"Zu Weihnachten", erzählt Gardner weiter, "wollte ich ein Minibike, traf dann diesen Typen, der uns vorschlug, Rennen zu fahren und wir probierten Dirt-Track aus. Ich dachte nur: Wie cool ist das denn? Ich war gleich ziemlich gut, hatte jedoch keine großen Ambitionen. Mit 17 aber wollte ich dann doch mehr draus machen und fing mit Straßenrennsport an."

Gardner montierte Straßenräder und -reifen an seinen YZ 125-Dirt-Tracker, machte einen flachen Lenker dran, änderte die Übersetzung, baute den Luftfilter ab und kreuzte damit auf der Rennstrecke von Oran Park zu einem Training auf. "Nach zwei Runden ging das Ding fest. Ich hatte ja den Luftfilter abgemacht wie bei allen Straßenrennern, aber hatte keine Ahnung, dass ich den Motor dann anfetten musste. Mir hat ja nie jemand was beigebracht."

Der Tag war aber kein komplettes Desaster. Ein mutiger Freund lieh ihm seine TZ 250. "Ich erinnere mich noch genau, wie ich das erste Mal auf Start/Ziel einbog, das Gas aufzog und dachte: Mann, ist das geil. Ich fuhr einige Runden, kam zurück und mein Freund war völlig außer sich: ,Weißt du, wie schnell du warst? Du hast den Rundenrekord für Anfänger gebrochen. Ab da war ich angefixt."

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Aggressiv: Für diesen Fahrstil war Wayne Gardner bekannt und oft gefürchtet.

Als Rottweiler von einem Racer, der sein Maul so weit aufriss wie er abbeißen konnte, hatte Gardner schnell einen entsprechenden Ruf in Australien, wo man ihm den Spitznamen "Wollongong Wild One" für seinen wilden, actiongeladenen Fahrstil gab. Er war ganz sicher einer dieser risikofreudigen Fahrer, die der Gefahr gern den Mittelfinger entgegen hielten. 1980 war er ganz heiß darauf, Teil der wilden Horde von Aussies und Neuseeländern zu werden, die sich ganz gut in Europa schlugen.

Gardner sah seine Chance bei den Swann Series gekommen, einer offenen australischen Meisterschaft während des europäischen Winters, die in Europa und Japan viel Beachtung fand. "Mamuro Moriwaki war da und suchte einen neuen Fahrer für die nächsten Daytona-Rennen. Beim letzten Meeting in Sandown begann es zu regnen und ich rechnete mir deshalb gute Chancen mit meinem Superbike gegen all die TZ- und RG-Zweitakter aus."

Es gab nur ein Problem: Sein Motorrad war bereits im Transporter seines Sponsors eingeschlossen. "Ich besorgte einen Schraubenzieher, brach das Schloss auf, stellte mich in die Startaufstellung, hielt voll rein und gewann das Rennen. Moriwaki war so beeindruckt, dass ich bald darauf sein Angebot für Daytona bekam." Nach Daytona zog Gardner nach England, wo er abermals für Aufsehen sorgte und gleich in seinem ersten Rennen Leute vom Schlage eines Ron Haslam besiegte. Er kämpfte aber immer mit der Armut, übernachtete bei verschiedenen Bekannten und hauste während der Rennwochenenden in seinem Auto, einem abgewrackten Austin Maxi.

1982 beherrschte Gardner die britische Rennszene für Honda Britain und gab im Jahr darauf in Assen sein GP-Debüt. Ein Rennen, das beinahe sein letztes gewesen wäre. Der 500er-Weltmeister von 1982, Franco Uncini, stürzte vor dem Australier. Gardner traf Uncini unglücklich am Kopf, worauf der Italiener eine Woche im Koma lag. Gardner besuchte den bewusstlosen Champion ständig im Krankenhaus, heulte sich die Augen aus und wollte schon alles hinschmeißen. "Franco und ich sind heute dicke Freunde", schließt Gardner lächelnd diese tragische Episode.

Drei Jahre später gewann Wayne seinen ersten GP, gleich zu Anfang seiner ersten Saison als Werksfahrer für das Rothmans-Honda-Team an der Seite von Superhero Freddie Spencer. Als die Verletzungsprobleme des dreimaligen Weltmeisters dessen Karriere beendeten, wurde Gardner Hondas Nummer eins und belohnte dieses Vertrauen mit dem 500er-Titelgewinn 1987. In sieben Jahren gelangen ihm 18 GP-Siege, einen Weltmeistertitel aber schaffte er nicht mehr.

Die Karriere des Wollongong Wild One strotzte vor grandiosen Siegen, aber gleichzeitig auch spektakulären Stürzen. Dazwischen gab es nichts. Entweder spritzte Gardner mit Champagner auf dem Podium herum oder schrie vor Schmerzen in Doc Costas Clinica Mobile. Seinen größten Sieg feierte er 1990 in Phillip Island, als er mit gebrochenem Kahnbein und einer auf dem Asphalt schleifenden Verkleidung ins Ziel kam. Gardner fuhr mit Herz, mehr als Leute wie Eddie Lawson oder Mick Doohan. "Ich fuhr zu hundert Prozent mit Emotion", sagt er. "Manchmal half mir das, Unvorstellbares zu vollbringen, manchmal brachte es nur Schwierigkeiten." Gelegentlich fährt der heute 51-Jährige noch Rennen. 2009 gewann er die australische Classic-Superbike-Meisterschaft auf einer 1982er-Honda CB 1100 R und ist ein gefürchteter Gegner (und meist auch Gewinner) beim jährlichen Goodwood Classic Revival Festival.

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Wayne Gardner am Beginn seiner Karriere.

Australiens erster großer Champion kam in einer ganz besonderen Zeit des Grand Prix groß raus. Es war nicht nur der Anbeginn einer Ära, die so illustre Namen wie Lawson, Rainey, Schwantz oder Doohan einschloss, es war für den Sport als Ganzes etwas Besonderes. Der weltweite Boom in den 1980ern war in voller Blüte und die Tabak-Millionen flossen in Strömen. Gardner und seine Zeitgenossen wurden verdammt reich. Außerdem war GP-Racing damals der Anfang dieser professionellen Show, die wir heute nur zu gut kennen. Aber das Fahrerlager war immer noch ein lockerer Zirkus: "Damals war es einfach üblich, am Sonntagabend ein paar Biere zu leeren. Wir mussten das Druckventil etwas aufmachen, brauchten etwas zu lachen und alberten herum.

Heute ist alles viel professioneller und einiges deshalb deutlich besser. Anderes dagegen ist viel schlechter. Ich frage mich, ob die Fahrer das Ganze wirklich noch genießen. Einige sehen nicht so aus, als hätten sie Spaß. Die sollten sich immer vor Augen führen, dass das weit schöner ist als von acht bis fünf zu malochen. Der Rest der Welt muss um sieben Uhr raus, fünf Tage die Woche und bekommt einen Scheißdreck dafür. Deshalb achte ich bei meinen Kindern darauf, dass ihnen das immer bewusst ist."

Gardner hatte eine tolle Zeit und war sehr gern Profi. Aber seine schönsten Erinnerungen stammen aus der ganz frühen Phase, als er noch herumkrebste: "Das geht heute nicht mehr. Der Sport hat sich so verändert, die fangen so jung an. Die Zeiten sind vorbei, in denen man per Anhalter zum nächsten Rennen kam, sich so durchschlug, nach oben kam und seines eigenen Glückes Schmied war."

Rennfahrer-Papa zu sein ist nichts Ungewöhnliches. Aber Gardner hat noch einen anderen Job. Er sitzt im australischen Road Safety Council, vergleichbar mit dem deutschen Verkehrsbeirat, besucht regelmäßig das Parlament in Canberra und berät den Verkehrsminister. Diese Ironie ist einem Mann durchaus bewusst, der einst als verantwortungsloser Racer und Verrückter auf den Straßen galt. "Ja, man muss schon mal laut lachen - vom Durchgeknallten aus Wollongong zum Parlamentstypen", prustet Gardner laut. "Es ist mir aber eine Ehre und sehr interessant dazu. Aber angesichts dessen, was ich da sehe, würde ich nie in die aktive Politik gehen." Die Zeit hätte er sowieso nicht, denn Gardner wird alle Hände voll zu tun haben, Remy und Luca in seine Sphären zu hieven.

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